medicanti – aus dem Orchesterleben
Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.
Victor Hugo (1802–1885)
Ist es das, was mehr knapp achtzig junge und junggebliebende Musikerinnen und Musiker jeden Mittwoch bewegt, sich in der »Loge«, einer Außenstelle des Heinrich-Schütz-Konservatoriums, mehrere Stunden der Erarbeitung unterschiedlichster Werke zu widmen? Ist es das Erfolgsgefühl, die zu Beginn unfassbar erscheinenden Passagen Stück für Stück zu begreifen? Ist es die Freude, den Enthusiasmus und die Energie eines Dirigenten zu erleben, der es schafft, uns für jedes Stück zu begeistern? Oder ist es die bloße Freude am gemeinsamen Musizieren?
Das Orchester »medicanti« entstand 1986 – gegründet von Medizinstudent/-innen an der damaligen Medizinischen Akademie Dresden (heute Universitätsklinikum). Unter der Leitung von Christian Möbius entwickelte sich aus dem anfänglichen Barockensemble ein Kammerorchester mit etwa 20 Mitgliedern. In den Folgejahren wechselten die Dirigenten in regelmäßigen Abständen, mit jedem einzelnen konnte das Orchester neue Erfahrungen sammeln und unvergessliche Momente erleben – beginnend mit dem ersten Deutsch-Deutschen Orchestertreffen im Juni 1990 über den zweiten Platz beim Kammerorchesterwettbewerb des Freistaates Sachsen 1995 bis hin zu einer Orchesterreise nach Griechenland.
2002 übernahm Wolfgang Behrend die Leitung des Orchesters. Da »medicanti« jederzeit musikbegeisterte Menschen aller Berufsgruppen und Studienrichtungen willkommen heißt, konnte sich das Orchester unter seiner Leitung rasch zu einem leistungsfähigen Sinfonieorchester mit einem inzwischen beachtlichem Repertoire entwickeln. Die Aufführung des Deutschen Requiems von Johannes Brahms mit dem tschechischen Chor »Prager Sänger« am 13. Februar 2007 in der Kreuzkirche in Dresden war dabei einer der ersten Höhepunkte, dem in den Folgejahren zahlreiche weitere folgten.
Meist zweimal jährlich ist das Orchester in Konzerten zu erleben – in der Kreuzkirche Dresden, die sich als fester Konzertort für das Orchester etabliert und bewährt hat, aber seit November 2018 hin und wieder auch im Kulturpalast Dresden.
Warum also treffen sich jeden Mittwoch achtzig Leute, um gemeinsam zu proben? Jeder hat sicher seinen eigenen Grund, vielleicht ist es aber auch ein ganz profaner: Weil es froh und glücklich macht, an so großartigen Projekten beteiligt zu sein und einen Beitrag zum Kunstgenuss geleistet zu haben.